Lagekorrektur von BIM-Modellen in Navisworks

von Dirk Brammerts | Montag, 5. Juni 2023

Beim Erstellen eines Koordinationsmodells in Autodesk Navisworks sind immer wieder Teilmodelle verschoben und/oder verdreht. Wie kann die Lage von BIM-Modellen mit falschem Ursprung oder Drehwinkel korrigiert werden?

Es ist wieder passiert – trotz gemeinsam vereinbartem Koordinatenursprung und aller Vorsicht beim Dateiexport sind einzelne Fachmodelle beim Erstellen des Koordinationsmodells in Autodesk Navisworks verschoben und/oder verdreht. Wie kann die Lage von BIM-Modellen mit falschem Ursprung oder Drehwinkel in Navisworks korrigiert werden? Wir zeigen Ihnen mögliche Lösungswege.

Autodesk Navisworks Manage ist eine Software zur Qualitätsprüfung und -sicherung in BIM-Projekten. Das Programm wird häufig für die Sichtprüfung und Kollisionskontrolle mehrerer Fach- bzw. Teilmodelle verwendet. Beim Modellimport sollten Ursprung, Drehwinkel und Einheit aller Modelle übereinstimmen, damit das gemeinsame Koordinationsmodell exakt zusammenpasst und alle Teilmodelle deckungsgleich sind. Das ist leider nicht immer der Fall, weil zum Beispiel keine Vereinbarung über die korrekte Lage der Modelle zwischen den Fachplanern getroffen oder beim Modellexport aus der Konstruktionssoftware (z.B. als IFC-Datei) das falsche Koordinatensystem gewählt wurde. Häufig stellen uns Kunden dann die Frage, ob und wie der Koordinator die Lage von Teilmodellen in Navisworks noch korrigieren kann.

Eigentlich sollte dieses Problem gar nicht erst auftreten, weil die beteiligten Fachplaner üblicherweise zu Beginn der Planung in einem sogenannten Kickoff-Meeting ein gemeinsames Ursprungs- und Koordinationsmodell erstellen sollten, in dem der Projektursprung, die Nordausrichtung, die verwendete Einheit und vielleicht auch ein Achsraster festgelegt werden. Dieses Ursprungs- und Koordinatenmodell wird dann jedem Planer zur Verfügung gestellt (im nativen Dateiformat oder als IFC-Datei) und von diesem als Vorlage oder Referenz für sein eigenes Fachmodell verwendet. Oft markiert man den Ursprung dabei auch mit einem 3D-Objekt wie einer auf dem Kopf stehenden Pyramide, die beim Zusammenfügen der Teilmodelle Abweichungen von Lage und Drehwinkel sofort sichtbar macht.

Welche Möglichkeiten haben wir nun in Navisworks, die Lage und Ausrichtung von Modellen nachträglich anzupassen? In unserem Beispiel möchte der Koordinator ein Tragwerksmodell korrigieren, das gegenüber dem Architekturmodell verschoben und verdreht ist. Da wäre zunächst einmal die Option, ein Modell innerhalb des Fensters „Auswahlstruktur“ per Rechtsklick auf den Dateiknoten im Kontextmenü mit dem Befehl „Einheiten und Transformation“ zu ändern. Im folgenden Dialog kann eine Verschiebung des Ursprungs, eine Drehung (inkl. Angabe der Drehachse) oder eine Skalierung des Maßstabs vorgenommen werden. Dazu muss allerdings bekannt sein, um welche Strecke / welchen Winkel das Modell verschoben bzw. gedreht werden muss. Die Differenzwerte können auch in Navisworks gemessen werden (evtl. Anzeigegenauigkeit in den Optionen unter „Schnittstelle > Anzeigeeinheiten“ erhöhen). Bitte die angezeigte Einheit „Fuß“ ignorieren und nicht ändern!


 

Eine weitere Möglichkeit ist die Transformation des Modells über die Registerkarte „Elementwerkzeuge“ im Menüband, die angezeigt wird, sobald ein oder mehrere Objekte ausgewählt werden. Es muss also zunächst das zu bearbeitende Modell ausgewählt werden, z.B. durch Anklicken des Dateiknotens in der Auswahlstruktur. Die grün markierte Registerkarte „Elementwerkzeuge“ wird dann im Hintergrund des Menübands angezeigt und muss durch Anklicken des Titels in den Vordergrund geholt werden. In der Gruppe „Trans-formieren“ kann dann wahlweise der Befehl „Verschieben“, „Drehen“ oder „Skalieren“ ausgewählt und die Transformationswerte in der ausgeklappten Menügruppe eingestellt werden. Diese Methode funktioniert so ähnlich wie die erste, die Differenzwerte müssen also bekannt sein oder gemessen werden.


 

Bei der dritten Methode kann eine Abstandsmessung für die Verschiebung des Tragwerksmodells zwischen zwei geometrischen Fangpunkten oder eine Winkelmessung für die Drehung des Modells verwendet werden. Zuerst sollte das Modell verschoben, danach in die korrekte Lage gedreht werden. Für die Verschiebung muss eine Messung (z.B. Punkt-zu-Punkt Messung) zwischen Start- und Zielpunkt der beiden Modelle durchgeführt werden. Die Messbefehle befinden sich im Register „Überprüfung > Messen“. Eine exakte Auswahl ist über den Objektfang „Scheitelpunkt“ möglich, der ggf. in den Optionen unter „Schnittstelle > Objektfang“ aktiviert werden muss. Dann wählt man wie bei der ersten Methode beschrieben das Transfermodell aus und ruft in der ausgeklappten Gruppe „Messen“ den Befehl „Ausgewählte Elemente transformieren“ auf. Das erste Modell wird dann automatisch auf den Zielpunkt beim zweiten Modell verschoben.

 

Danach wendet man eine Winkelmessung an, indem der Endpunkt des Winkels am ersten Modell, danach der Scheitelpunkt im Zentrum und dann der Endpunkt am zweiten Modell gewählt wird. Der Scheitelpunkt sollte der Endpunkt der vorangegangenen Verschiebeaktion sein, damit das Modell durch die Drehung nicht erneut verschoben wird. Nach erneuter Auswahl des Modells kann die Drehung dann mit dem Befehl „Ausgewählte Elemente transformieren“ durchgeführt werden, beide Modelle sollten danach deckungsgleich übereinander liegen. Wichtig: Für diese letzte Möglichkeit ist ein gemeinsamer wählbarer Punkt an der Geometrie beider Modelle notwendig, für eine erfolgreiche Drehung müssen zwei Endpunkte und ein gemeinsamer Scheitelpunkt vorhanden sein. 


 

Der Vorgang mag zwar etwas kompliziert in der Durchführung sein, ist aber in so manch einer Situation das letzte Hilfsmittel, um noch zu einer erfolgreichen Koordination zu kommen. Wenn Sie mehr solcher Tricks und Kniffe kennenlernen möchten oder den grundsätzlichen Umgang mit Autodesk Navisworks, dann besuchen Sie doch eines unserer 2-tägigen Online-Seminare „Autodesk Navisworks Grundlagen“. Ich freue mich auf Sie!

Für weitere Fragen melden Sie sich gern unter dirk.brammerts@mum.de.

Kommentare

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu erstellen. Sie haben noch keine Zugangsdaten? Dann registrieren Sie sich bitte hier.