Die Auswirkungen des Omnibus-Pakets auf die Bauwirtschaft

von Patrick Stumpf | Dienstag, 1. April 2025

Warum Nachhaltigkeit jetzt wichtiger denn je ist. Was ändert sich durch das Omnibus-Paket? Die EU erleichtert mit dem Omnibus-Paket die Nachhaltigkeitsberichterstattung, doch die Klimaziele bleiben bestehen.

  • Berichtspflicht nur für große Unternehmen: Betrifft nur Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern und entweder über 50 Mio. € Umsatz oder 25 Mio. € Bilanzsumme. Viele Mittelständler sind nicht mehr betroffen.

  • Verschiebung der Berichtspflichten: Unternehmen, die ab 2025 hätten berichten müssen, haben nun bis 2027 Zeit.

  • Reduzierte EU-Taxonomie-Anforderungen: Gilt nur noch für Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden und 450 Mio. € Umsatz, kleinere Unternehmen berichten freiwillig.

  • 10 %-Materialitätsschwelle: Nachhaltigkeitsberichte müssen sich nur noch auf wirtschaftlich relevante Aktivitäten konzentrieren.

  • Vereinfachung der „Do No Significant Harm“-Kriterien: Nachhaltigkeitsbewertungen werden entschlackt.
     

Diese Änderungen reduzieren den bürokratischen Aufwand, doch Nachhaltigkeit bleibt ein zentraler Faktor für die Bauwirtschaft.

Welche Pflichten bleiben bestehen?

Trotz Erleichterungen müssen Unternehmen weiterhin wichtige Vorgaben erfüllen:

  • Null-Emissions-Gebäude ab 2030: Neubauten dürfen keine fossilen Brennstoffe nutzen und müssen mit erneuerbaren Energien betrieben werden.
     
  • Renovierungsverpflichtung: Bis 2030 müssen 16 % der ineffizientesten Gebäude saniert werden, bis 2033 steigt der Anteil auf 26 %.
     
  • Solarpflicht: Neue Gebäude müssen für Photovoltaikanlagen oder Solarthermie vorbereitet sein.
     
  • Strengere Energieeffizienzstandards: Wohngebäude müssen bis 2030 mindestens Effizienzklasse E, bis 2033 Klasse D erreichen.
     
  • Lebenszyklusanalyse für Neubauten: Ab 2030 müssen CO₂-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus berechnet werden.

  • Fokus auf Kreislaufwirtschaft: Wiederverwendbare Materialien, ressourcenschonendes Design und nachhaltige Bauprodukte gewinnen an Bedeutung.
     
  • Ausweitung des Emissionshandels ab 2027: CO₂-intensive Materialien wie Zement und Stahl werden teurer.


Wie sieht ein nachhaltiges Bauprojekt der Zukunft aus?

Ein Beispiel: Ein 5.000 m² großes Bürogebäude muss folgende Anforderungen erfüllen:

  • Energieeffizienz: Wärmepumpen, Photovoltaik und intelligentes Energiemanagement reduzieren Emissionen.
  • Nachhaltige Materialien: CO₂-reduzierter Beton, Recyclingmaterialien und digitale Materialpässe für Transparenz.
  • Modulares Design: Bauteile werden so geplant, dass sie wiederverwendet werden können.
  • Renovierungspass: Digitale Dokumentation für zukünftige Optimierungen.
  • Grüne Finanzierung: Fördermittel und ESG-konforme Investitionen erhöhen die Wirtschaftlichkeit.


Warum Unternehmen sich jetzt mit Nachhaltigkeit beschäftigen sollten

  • Gesetzliche Vorgaben steigen: Wer früh investiert, sichert sich Wettbewerbsvorteile.
    Ökobilanzierung und Gebäuderessourcenpass gewinnen an Bedeutung: Unternehmen müssen sich frühzeitig darauf einstellen.
     
  • Neue Baukonzepte sind gefragt: Kreislauffähige Architektur, ressourcenschonende Materialien und nachhaltige Technik werden Standard.
     
  • Chancen für neue Geschäftsfelder: Beratung, Materialentwicklung und Sanierungsmanagement bieten großes Potenzial.
     
  • Nachhaltige Gebäude sind gefragter denn je: Investoren, Auftraggeber und Bauherren legen Wert auf ESG-Kriterien.

 

 
Das Omnibus-Paket reduziert den bürokratischen Aufwand für viele Unternehmen, aber es ändert nichts an den langfristigen Zielen der EU: Nachhaltigkeit bleibt ein zentraler Faktor für die Bauwirtschaft. Die Anforderungen an energieeffizientes und ressourcenschonendes Bauen steigen weiter, und wer sich frühzeitig mit diesen Themen auseinandersetzt, sichert sich Wettbewerbsvorteile.

Für Bauprojekte bedeutet das konkret: Nachhaltigkeit ist kein optionales Thema mehr, sondern wird zum Standard. Die zunehmenden Anforderungen an Ökobilanzierung, Gebäuderessourcenpass und kreislaufgerechtes Bauen werden die Branche nachhaltig verändern. Unternehmen, die sich jetzt darauf vorbereiten, können nicht nur gesetzliche Vorgaben einfacher erfüllen, sondern auch neue Geschäftsfelder erschließen – sei es durch nachhaltige Baustoffe, innovative Sanierungskonzepte oder Beratungsdienstleistungen zur Kreislaufwirtschaft.

Auch die Finanzierung wird sich verändern: Banken und Investoren bevorzugen zunehmend ESG-konforme Bauprojekte, während öffentliche Förderprogramme nachhaltiges Bauen attraktiver machen. Wer sich frühzeitig mit den neuen Regularien und technischen Möglichkeiten auseinandersetzt, kann von diesen Entwicklungen profitieren und langfristig seine Marktposition sichern.

Statt Nachhaltigkeit als lästige Pflicht zu sehen, sollten Sie es als Chance begreifen: Kunden, Investoren und Auftraggeber erwarten zunehmend klimafreundliche Lösungen. Wer diese liefert, wird nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllen, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich sein.

Bei weiteren Fragen zum Thema kontaktieren Sie mich gern unter patrick.stumpf@mum.de.

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