Die Stadtwerke Saarlouis GmbH erfasst ihr Freileitungsnetz per Drohnenbefliegung
Beim Umstieg auf ein neues GIS auf Basis von AutoCAD Map 3D und MuM MapEdit hatte die Stadtwerke
Saarlouis GmbH mit Hilfe von MuM alle Daten migriert
und bereinigt. Vom Freileitungsnetz existierten allerdings
nur alte Pläne mit unvollständigen Informationen.
Der MuM-Partner Ingenieurbüro Christian Eckers
ließ sich auf das Experiment ein, die Dachständer per
Drohne aus der Luft zu erfassen – mit Erfolg. Die Erfassung
dauerte nur wenig mehr als die Hälfte der Zeit,
die man für terrestrische Vermessung gebraucht hätte,
und lieferte zusätzlich perfekte Orthofotos.
Die Kreisstadt Saarlouis im Dreiländereck Deutschland –
Frankreich – Luxemburg, ursprünglich als Festung von
Ludwig XIV. angelegt, zeigt sich heute weltoffen und (mit-)
menschlich – eine echte Europastadt! Einwohner und Gäste
genießen die französisch anmutende Lebensart; moderne
Infrastruktur sorgt dafür, dass bei allem traditionellen Flair
zeitgemäße Energie- und Wasserversorgung, Sicherheit und
Umweltschutz gegeben sind.
GIS hilft mit
Für Energie, Wasser und mehr ist die Stadtwerke Saarlouis
GmbH (SWSLS) zuständig. Sie versorgt die Einwohner der
Kreisstadt zuverlässig mit Strom, Erdgas, Trinkwasser und
eigenen Telefon- und Internetprodukten. Das Unternehmen
beschäftigt knapp 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die
u. a. ein Trinkwassernetz von 234 km, ein Erdgasnetz von
152 km, ein Stromnetz von 604 km Länge sowie das Glasfasernetz
betreuen. Die Netze werden in einem GIS auf Basis
von AutoCAD Map 3D und MuM MapEdit dokumentiert.
Erfassung und Pflege der Daten liegen in den Händen der
Abteilung Netzdokumentation/Planauskunft unter Leitung
von Silke Kockler-Schikofsky.
Wie erfasst man ein Freileitungsnetz?
Wie in vielen Kommunen birgt das Stromnetz die größten
Herausforderungen. Nicht zuletzt dank der Erfahrung von
Mensch und Maschine konnte man die Daten des erdverlegten
Stromnetzes beim letzten Update vollständig und
korrekt migrieren. Doch das Freileitungsnetz auf einer Fläche
von rund 400 ha blieb zunächst außen vor. Da es hier nur
veraltete Papierpläne gab, musste man diesen Teil des
Netzes neu erfassen. Die Dachständer für die Leitungen
befinden sich jedoch häufig auf der hinteren Dachfläche
und sind daher in Gebieten mit Giebeldächern schwer terrestrisch
zu erfassen: Sie sind vom Boden aus oft kaum
zu sehen und es lässt sich nicht immer sicher feststellen,
ob man tatsächlich alle Dachständer genau und nur einmal
erfasst hat.
Weitergedacht
Beim CAD-Tag in Velen, einer Kundenveranstaltung von
MuM, hörte Silke Kockler-Schikofsky den Vortrag von MuMPartner
Christian Eckers über luftgestützte Methoden der
Geodatenerfassung mit Hilfe von Drohnen. Diese führen nach
vorheriger Programmierung der Flugroute automatisch die
Bildflüge aus. Dabei werden sie vom Boden aus permanent
überwacht. Auf das sorgfältig geplante Fotografieren aus
der Luft folgt eine umfassende Auswertung, die schließlich
in einem digitalen 3D-Oberflächenmodell und einem Orthofoto
der überflogenen Gegend mündet. Die Frage war:
Könnte so eine Drohnenkamera mit ihrer Bodenauflösung
von ca. 2 cm – d. h. ein Bildpunkt entspricht einer 2x2 cm
großen Fläche in der Wirklichkeit – nicht auch Freileitungen
und Dachständer erfassen?
Intensive Vorbereitung
Christian Eckers war skeptisch, zumal die Befliegung in dem dicht
bebauten Gebiet nicht einfach sein würde. Doch die Aufgabe reizte
ihn, und er lernte in den nächsten Wochen Saarlouis von einer
ganz besonderen Seite kennen: Wo gibt es hinreichend große
Start- und Landeplätze für seine Starrflügeldrohne? Wo muss man
dazu Privatgrundstücke betreten und braucht entsprechende
Genehmigungen? Die Flugplanung anhand von Luftbildern sowie
die Erkundung von Start- und Landeplätzen vor Ort dauerten
allein fünf Tage.
Erste Bildflüge zeigten, dass auch bestimmte Lichtverhältnisse
nötig sind, damit man die Dachständer und ihre Befestigungspunkte
überhaupt auf den Bildern erkennen konnte. Die Leitungen
mussten in eine bestimmte Richtung Schatten werfen, darum
konnte man nur bei gutem Wetter fliegen, und es war ein gewisses
Maß an Spontanität gefragt.
Fast doppelt so schnell: Das Einmessen von Dachständern per Drohne hat sich in Saarlouis bewährt.
Silke Kockler-Schikofsky leitet die Abteilung Netzdokumentation/Planauskunft.
Aufwand: 70 Tage
Um die ca. 4.000 Hausanschlüsse zu erfassen, wurde die Gesamtfläche
in 27 Teilflächen gegliedert. Das Herstellen und Einmessen
der 73 Bodenkontrollpunkte für die Referenzierung nahm vier Tage
in Anspruch. Acht Tage dauerten die Flüge, bei denen fast 5.000
Bilder „geschossen“ wurden. Danach wurden die Bilder ausgewertet,
3D-Modelle und Orthofotos errechnet. Der Zeitaufwand betrug
insgesamt rund 70 Tage. Sachinformationen z. B. über die einzelnen
Stromkreise ermittelt das Team der SWSLS nun sukzessive –
diese Informationen lassen sich aus den Luftbildern nicht ableiten.
Die Positionen der Dachständer sind schon heute in MapEdit
sichtbar.
Schneller als terrestrisch
Dass der Aufwand tatsächlich deutlich geringer ist als eine terrestrische
Messung, ließ sich in Saarlouis sogar beweisen: In einem
Randbereich ca. 50 m neben der Autobahn musste aus Sicherheitsgründen
terrestrisch vermessen werden. Dies dauerte fast
doppelt so lange wie die luftgestützte Erfassung. Bei dieser Gelegenheit
hat man einige
Ständer sowohl terrestrisch als auch aus der Luft vermessen, um
die Punktgenauigkeit zu verifizieren. Durch Koordinatenvergleich
konnte man nachweisen, dass die erreichte Lagegenauigkeit aus
dem Bildflug ca. 4 cm, d. h. 2× der Bodenauflösung, entsprach.
Rundum gut betreut
Immer mehr Abteilungen innerhalb der SWSLS erkennen die Möglichkeiten
des GIS und beginnen, sie zu nutzen. „Die Erfassung
der Freileitungen ist nicht das einzige Projekt, das wir mit MuM abwickeln“,
erzählt Silke Kockler-Schikofsky. „Als Nächstes starten
wir mit der Planauskunft. Dann können Baufirmen Pläne online
anfordern und abrufen. Ein weiteres Projekt ist ein Kataster für die
Genehmigung von Durchlauferhitzern.“ Die SWSLS fühlt sich bei
MuM in guten Händen für viele weitere Projekte.