Als Gewinner des Autodesk BIM Awards (2014) weiß
der Ulmer Generalplaner Scherr+Klimke, wie Building
Information Modeling funktioniert. Doch lange Zeit
fehlte das Verbindungsstück zur Ausschreibung. Die
GAEB-Schnittstelle des MuM BIM Booster überzeugte
durch ihre Flexibilität: Heute kann man die Software
an die Projekte anpassen – ein gewaltiger Vorteil für
die täglichen Prozesse und mehr Sicherheit für Ausschreibung
und Vergabe.
Seit fast 60 Jahren plant und steuert Scherr+Klimke Projekte,
die sich mit den Themen Arbeit, Leben und Lernen befassen.
Die kleine AG ist ein echter Generalplaner und vereint alle
Fachdisziplinen am Bau unter einem Dach. Entwickelt werden
kreative, zukunftssichere und nachhaltige Lösungen für Auftraggeber
aus Automobil- und Zementindustrie, aus Lebensmittelwissenschaften,
Pharmaindustrie, Handel und dem
öffentlichen Bereich. Die Dienstleistungen umfassen Objektplanung/
Architektur, Tragwerksplanung, Planung der Technischen
Gebäudeausrüstung, Anlagen- und Logistikplanung
sowie die Nachhaltigkeits-Zertifizierung. Dass das funktioniert,
liegt daran, dass alle Planungsdisziplinen intensiv zusammenarbeiten
– sowohl hausintern als auch, wenn externe Büros
hinzugezogen werden.
BIM-Pioniere
Doch welche Werkzeuge braucht man für eine solche interdisziplinäre
Zusammenarbeit? Bei Scherr+Klimke erkannte
man früh, dass Building Information Modeling (BIM) der Königsweg
zu diesem Ziel ist. In Deutschland gehört das Unternehmen
zu den BIM-Pionieren: Man investierte bereits
2003/2004 in Autodesk Revit und Schulungen. Zunächst
nutzte man die Methode nur in der Objektplanung, da die
Software für diesen Bereich am weitesten entwickelt war.
Fünf Jahre später zog die Abteilung für Tragwerksplanung
nach, und 2014 startete dann die Gebäudeausrüstung mit
BIM und AutoCAD MEP. „Wir haben damals den Autodesk
BIM Award gewonnen“, erzählt Markus Sailer, der als Vorstand
den Bereich Ingenieurbau verantwortet. „Das hat uns
natürlich auf unserem Weg bestätigt.“
Markus Sailer, Vorstand Ingenieurbau bei Scherr+Klimke, freut sich, dass MuM das ‚Wording‘ seines Unternehmens versteht.
Mehrere Modelle pro Projekt
Wenn mehrere Gewerke an einem Projekt beteiligt sind, arbeitet
jedes am eigenen Gebäudemodell und plant genau die Bereiche,
die in die eigene Zuständigkeit fallen. Diese „Untermodelle“ werden
dann zu einem Gesamtmodell zusammengeführt, das die Informationen
enthält, die für alle wichtig sind. Das klingt wie die „reine
Lehre des Building Information Modeling“, doch der Alltag zeigt,
dass die klare Abgrenzung der Verantwortlichkeiten und die strukturierte
Abstimmung sich nicht immer realisieren lassen.
Wie sieht der ideale Prozess aus?
Darum führt der Weg weiter: Es geht stets darum, den idealen
Prozess zu finden und zu etablieren: von der Ideenfindung über
Planung und Planungsoptimierung bis zum möglichst reibungslosen
Bau, zum Betrieb und – wo nötig – zu Erweiterung, Umbau, Rückbau.
Wenn es um Prozesse und Prozessphasen geht, kennt man
sich bei Scherr+Klimke aus: Viele Kunden kommen aus der Logistikbranche
und das Unternehmen entwickelt für sie optimale Durchlaufwege
für Waren, plant Förderanlagen und das Gebäude als
„Hülle für den Prozess“.
„Es gibt bei jedem Projekt dieses goldene Dreieck aus Qualität,
Kosten und Terminen“, sagt Markus Sailer. „Für uns ist es wichtig,
dieses Dreieck zum ‚Strahlen‘ zu bringen.“ Das geht nur, wenn die
Daten im eigenen Haus möglichst durchgängig sind. Es gilt also,
die Zahl der Schnittstellen, an denen manuelle Arbeit nötig ist, zu
reduzieren.
„Missing Link“
Genau dazu fehlte – BIM Award hin oder her – ein Tool, das Massen
aus dem digitalen Gebäudemodell extrahieren und an Ausschreibungssoftware
weitergeben kann. MuM bot dazu den BIM Booster
an: eine Software, die neben einer GAEB-Schnittstelle auch etliche
andere Funktionen enthält, die die Arbeit mit Autodesk Revit vereinfachen.
Praktisch und wirtschaftlich ist, dass die Anwender
wählen können, welchen Teil (Architektur, Technische Gebäudeausrüstung
und/oder Kalkulation) sie benötigen. Scherr+Klimke
entschied sich für die komplette MuM Building Suite (heute BIM
Booster).
Beim Praxispaket Architektur ist es vor allem die Parameterbearbeitung,
durch die die Arbeit mit Autodesk Revit schneller von der
Hand geht. Darüber hinaus nutzen die Konstrukteure auch Funktionen
wie Auswertung, Bibliotheksverwaltung und viele weitere Werkzeuge,
die das Modellieren unterstützen. Besonders praktisch
finden die Planer, dass man die Anwesenheit des zusätzlichen
Tools gar nicht bemerkt. Der BIM Booster ist komplett in Revit
integriert, ein „Programmwechsel“ ist nie nötig.
Pragmatisch und flexibel
Wichtiger ist jedoch das Praxispaket Kalkulation: Die GAEB-Schnittstelle
ist hier nämlich keine Blackbox, die das 3D-Modell durchsucht
und alle vorhandenen Massen herauszieht. „Ähnlich wie bei
MS-Excel setzen wir mit dem BIM Booster Filter und können dann
ganz gezielt die Massen, die wir für die Ausschreibung brauchen,
aus dem Modell herausziehen und weiterverarbeiten“, erläutert
Markus Sailer. Die Filter lassen sich präzise definieren, und man
kann z. B. Stützen exakt nach Betongüte, Expositionsklasse und
Position im Gebäude aus dem Modell herausholen. Diese Flexibilität
mache die tägliche Arbeit deutlich einfacher, sagt Markus
Sailer – solange man sie klug nutze und nicht in „Anarchie“ ausarten
lasse: „Wir können die Software an unsere Projekte anpassen
und müssen unsere Projekte nicht nach den Vorgaben der Software
bearbeiten. Das ist ein Riesenvorteil.“
Nicht jedes Bauteil wird bei Scherr+Klimke tatsächlich modelliert,
denn ein zu hoher Detaillierungsgrad ist viel zu aufwändig. In den
allermeisten Fällen liegt die Genauigkeit bei „LoD300“ (Level of Detail;
300 entspricht dem Detaillierungsgrad für Bauprojekt/Konstruktionsdokumentation),
so dass der BIM Booster auch nicht jedes
Einzelteil erfassen muss. Eine pragmatische Schätzung z. B. der
nötigen Schraubanschlüsse ist lt. Markus Sailer völlig ausreichend.
Sicherheit ist entscheidend
Heute kann man früher mit der Ausschreibung beginnen, kann
Kosten genauer benennen und sich darauf verlassen, dass die
von der Software ermittelten Massen stimmen. Da die „stupide
Zählerei“ entfalle, sei die Arbeit für die Mitarbeiter interessanter.
Schließlich können sie eigene Kontrollmechanismen nutzen: Die
Software ermöglicht auch Filter der Art „Zeige mir alle Wände, die
ich noch nicht ausgewertet habe“. Qualitätsmanagement erreicht
so ein neues Niveau.
Die gleiche Sprache
Heute will bei Scherr+Klimke niemand mehr ohne den BIM Booster
ausschreiben. Und wenn es doch mal Probleme oder besondere
Fragen gibt, hilft die Hotline bei MuM weiter. „Die verstehen unser
Wording“, freut sich Markus Sailer. „Und sie haben Antworten auf
nicht alltägliche Fragestellungen – ob man zum Beispiel auch nach
Kostenstellen filtern kann.“ Sein Traum ist, auch die Schlussabrechnung
für die Bauherren mit der Software erstellen zu können,
ohne dass man alle Pläne mitliefern muss. Bis dieses Level der
Akzeptanz erreicht ist, wird es wohl noch etwas dauern, aber der
eingeschlagene Weg ist richtig.