MuM programmiert für die Franz Ruberg & Co. GmbH eine Schnittstelle von Autodesk Vault
zu Navision – und die Zeit für die Stücklistenerfassung reduziert sich um 75 Prozent
Erst vor gut zwei Jahren ist 3D-CAD bei dem westfälischen
Mühlenbauer Franz Ruberg & Co. GmbH eingezogen.
Das Ziel, Stücklisten schneller und sicherer zu
erzeugen, wurde dank der von MuM At Work programmierten
Schnittstelle zum ERP-System Microsoft
Navision erreicht: Man braucht nur noch ein Viertel
der früher notwendigen Zeit und hat massiv an Sicherheit
gewonnen. Darüber hinaus eröffnen sich neue
Möglichkeiten, die Prozesse weiter zu verbessern.
Der Name Ruberg taucht im Zusammenhang mit Mühlen
schon 1785 in Personenstandsurkunden auf. 1856 wurde
Christian Ruberg zum Mühlenbaumeister ernannt. Seither
werden im westfälischen Nieheim Mühlen, Silos und mittlerweile
Anlagen für den Getreideumschlag entwickelt und gebaut,
die in ganz Europa zum Einsatz kommen. Das Unternehmen
beschäftigt heute gut 70 Mitarbeiter, davon drei in
Projektplanung und Vertrieb und zehn in Konstruktion und
Arbeitsvorbereitung.
Jede Anlage ein Einzelstück: Bei der Franz Ruberg & Co. GmbH gibt es fast keine Standardbauteile
oder -baugruppen – eine Herausforderung für die ERP-Schnittstelle.
Jede Anlage ein Einzelstück
Die großen Anlagen der Franz Ruberg & Co. GmbH transportieren
Getreide von Lastwagen in Silos, von Silos auf
Frachtschiffe und wieder zurück. Kleinere Anlagen fördern
Getreide vom LKW des Landwirts aus der Region direkt
in die Mühle. Darüber hinaus werden bestehende Anlagen
„restrukturiert“, also umgebaut und neuen Anforderungen
angepasst. Egal, ob das Getreide horizontal über sog. Trogkettenförderer
oder vertikal mit Elevatoren transportiert wird:
Jede Anlage ist einzigartig, denn sie muss exakt an die örtlichen
Gegebenheiten angepasst werden.
2D für den Planungsprozess
Zu Beginn jedes Projekts untersuchen die Planer die Gegebenheiten
vor Ort und entwickeln den Maschinenaufstellungsplan mit
Gebäuden, Silos, Förderanlagen etc. Planungswerkzeug ist dabei
AutoCAD LT, ein einfaches 2D-Zeichenprogramm. Wenn der Kunde
den Auftrag erteilt, wird die Anlage vollständig neu konstruiert.
„Es gibt bei uns fast keine Standardbauteile, geschweige denn
Baugruppen, die immer wieder verwendet werden können. Die
Gegebenheiten sind in jedem Projekt viel zu unterschiedlich“, erzählt
Jan-Markus Pfob, der sowohl für die Planung als auch für
die Konstruktion zuständig ist. An dieser organisatorischen „Schnittstellenposition“
suchte er nach Möglichkeiten, die Arbeit rationeller
zu gestalten und Routinetätigkeiten zu automatisieren.
Neue Ideen
Da die Anlagen bis vor zwei Jahren komplett mit AutoCAD LT konstruiert
wurden, war das Zusammenstellen der Stückliste anhand
der 2D-Zeichnungen besonders kritisch: Bei einem mittelgroßen
Projekt dauerte das gut und gerne einen halben Tag, und die Chancen,
dass man dabei Fehler machte, waren groß. Jan-Markus Pfob
hatte während seiner Ausbildung mit Autodesk Inventor gearbeitet
und war sicher, dass man mit der 3D-Konstruktion auch einfacher
zu automatisierten Stücklisten käme. Er folgte dem Tipp eines
Kollegen, sich bei Mensch und Maschine At Work zu informieren.
Standard genügt nicht
In der Diskussion mit den MuM-Beratern zeigte sich, dass Inventor
zwar perfekt für die Konstruktionsaufgaben geeignet war und
man mit Autodesk Vault die Konstruktions- und Produktionsdokumente
grundsätzlich effizient verwalten konnte. Hier half vor allem
das „pro Aktiv“-Konzept von MuM, mit dessen Hilfe sich Autodesk
Vault schnell und effektiv gemäß den Bedürfnissen der Anwender
konfigurieren lässt. Zusätzlich war eine Schnittstelle zum ERPSystem
Navision nötig, die MuM für das Unternehmen entwickelte.
„Anders als andere Anlagenbauer arbeiten wir rein projektorientiert –
das einzelne Bauteil spielt keine Rolle“, erläutert Jan-Markus Pfob.
„Jedes Blech, jeder Rundstahl, alles wird neu konstruiert.“ Erklärungen,
Diskussionen, Tests – alles zusätzlich zum normalen
Tagesgeschäft – dauerten ungefähr ein Jahr. Heute kann man
jedes Einzelteil, das in einem Projekt verbaut wird, so konstruieren
und beschriften, dass man es direkt nach Autodesk Vault
und an das ERP-System übergeben kann.
Lernerfahrung in der Einführung
Auch die Softwareeinführung im Betrieb brauchte Zeit. Zunächst
wurde eine vierköpfige Key-User-Gruppe geschult, dann zog man
die übrigen Konstrukteure nach. Der zeitliche Abstand von vier
Wochen erwies sich im Nachhinein allerdings als zu kurz. Jan-Markus
Pfob würde bei einem ähnlichen Projekt zwei bis drei Monate
einplanen, um den Key-Usern genügend Zeit zu geben, sic h mit der
Software vertraut zu machen. „Vieles lässt sich gar nicht schulen.
Da tauchen im Alltag plötzlich Fragen auf, an die während der
Schulung kein Mensch gedacht hat, und die man dann erst mal
selbst zu lösen versucht, ehe man die Hotline zu Hilfe holt.“
Nur noch ein Viertel der Zeit
Seit rund einem Jahr ist das System nun live; alle Anwender sind
nicht nur geschult, sondern haben auch Erfahrungen mit der 3D-Software
sammeln können – die Zufriedenheit ist groß. Die Arbeit
mit Inventor und Vault hat entscheidende Vorteile: Heute entsteht
die Stückliste auf Knopfdruck und muss händisch nur noch durch
Informationen ergänzt werden, die man beim Zeichnen noch nicht
hatte. Das Generieren dauert etwa drei Minuten – die händische
Ergänzung vielleicht eine Stunde. Das ist nur noch ein Viertel der
Zeit, die man vorher gebraucht hat ... und man kann sicher sein,
dass die Mengen stimmen.
Per Elevator überwindet Getreide
schnell auch große Höhen.
Einfach praktisch
Die Arbeit in 3D bietet noch mehr Vorteile: Abwicklungen sind quasi
ein Abfallprodukt der normalen Konstruktion – und dabei sitzt jede
Bohrung an der exakt richtigen Position, jedes Maß ist präzise. Die
Entwickler bei MuM haben die Projektstruktur in Vault so „nachgebaut“,
wie die Konstrukteure sie kannten. Das hat die Einarbeitung
und Akzeptanz sehr erleichtert. Außerdem wurde die Inventor-iLogic-
Technologie verwendet. Damit ermittelt die Software z. B.
schon beim Zeichnen eines Blechs automatisch die richtige
Artikelnummer.
Inzwischen ist auch der nächste Schritt von der Konstruktion
zur Fertigung Realität: Mit dem „JobServer“ von MuM werden
aus der 3D-Konstruktion STEP-Dateien zur Verwendung bei den
Abkant- und Lasermaschinen abgeleitet.
Zukunft
Jan-Markus Pfobs Traum ist es, auch die Planung in das gesamte
System einzubeziehen: So könnte man den Ort der künftigen Anlage
bzw. Anlagen, die erneuert oder restrukturiert werden müssen,
per Laserscanning erfassen und die Scan-Ergebnisse als Grundlage
für die (3D-)Planung benutzen. Software-Werkzeuge, Laserscanner
und das digitale Aufmaß als Dienstleistung bietet MuM
At Work an – so dass die Voraussetzungen für die Realisierung
des Traums kaum besser sein können.
Ein Trogkettenförderer besteht aus bis zu
8.000 Einzelteilen. Gut, wenn sich die
Stücklistenerstellung dafür automatisieren lässt.
MuM programmierte eine Schnittstelle zwischen Vault und
Navision. Das Ergebnis: Der Aufwand für Stücklisten beträgt
nur noch ein Viertel der früheren Zeit.