Wenn BIM-Ziele scheitern: Die juristischen Fallstricke und wie man sie umgeht

von Hubert Schreiner | Donnerstag, 17. Oktober 2024

BIM bringt frischen Wind ins Bauwesen, aber auch neue Herausforderungen. Erste Gerichtsentscheidungen zeigen: Ohne klare Vereinbarungen wird aus dem digitalen Traum schnell ein juristischer Albtraum. Wer nicht aufpasst, könnte am Ende mehr über Verträge als über Baupläne und BIM Modelle diskutieren – und das kostet Zeit und Nerven, die man besser ins Planen, Bauen und Betreiben stecken könnte.

1. AIA: Verträge zum Anfassen – oder besser gesagt, Anpassen?

Die AIA-Vorgaben sind weit mehr als eine Wunschliste. Sie sind bindende Verträge, und bei Nichterfüllung kann das schnell zum Vertragsbruch werden. Was lernen wir daraus? Es ist entscheidend, dass sowohl Auftraggeber als auch Bauherren die Ziele präzise und realistisch in den AIA definieren. Nur so können alle Beteiligten die Umsetzung richtig einschätzen und die vertraglichen Verpflichtungen klar benennen.

2. Funktionale Mängel: Wenn „fast richtig“ nicht reicht

Ein besonders heikler Punkt ist die funktionale Mangelhaftigkeit. Selbst wenn man glaubt, die Anforderungen erfüllt zu haben, können Unklarheiten in den AIA dazu führen, dass das Endergebnis als mangelhaft eingestuft wird. Auftragnehmer und Planer sollten daher das AIA-Konstrukt genau prüfen und richtig einordnen, um Missverständnisse und mögliche Mängel frühzeitig zu vermeiden. Ein bisschen mehr Sorgfalt bei der Formulierung kann hier viel Stress ersparen.

3. Haftung und Nachbesserung: Teure Fehler vermeiden

Nichterreichte BIM-Ziele können teuer werden. Der Auftraggeber kann Nachbesserung verlangen, was nicht nur Zeit, sondern auch Geld kostet. Das führt zu empfindlichen Haftungsrisiken für den Auftragnehmer. Klare Zieldefinitionen und eine genaue Abstimmung zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer sind hier Gold wert, um Konflikte und Nacharbeiten zu minimieren.

4. Der BIM-Abwicklungsplan (BAP): Ein Sicherheitsnetz

Ein gut durchdachter BIM-Abwicklungsplan kann dabei helfen, Probleme frühzeitig zu entschärfen. Er dient als flexibler Rahmen, der die AIA-Ziele konkretisiert und an die Realität anpasst. Wer hier rechtzeitig plant, kann sich später einiges an Ärger ersparen. Planer sollten zudem den AIA sorgfältig durchsehen, um sicherzustellen, dass alle Anforderungen realistisch und umsetzbar sind.

5. Praxistipp: BIM und HOAI in Einklang bringen

Da viele BIM-Leistungen über die Standardleistungen der HOAI hinausgehen, ist es wichtig, hier klare Abgrenzungen zu treffen. Besondere BIM-Leistungen sollten präzise beschrieben und fair verhandelt werden, damit Planer und Auftraggeber wissen, worauf sie sich einlassen und wie der Aufwand entsprechend vergütet wird.   

Fazit: Klare Ziele, weniger Überraschungen

Ein BIM-Projekt erfolgreich abzuwickeln, erfordert nicht nur technisches Wissen, sondern auch einen scharfen Blick für rechtliche Details. Mit dem Thema Nachhaltigkeit im Bauwesen kommen weitere Aspekte und Ziele hinzu. Für Auftraggeber und Bauherren bedeutet das, die Ziele in der AIA sauber und realistisch zu definieren. Für Auftragnehmer und Planer heißt es, die AIA gründlich zu prüfen und richtig einzuschätzen.

Wenn alle Beteiligten dasselbe Verständnis haben, konkrete Ziele und Prozesse kennen und diese teilen, bleibt der Fokus auf dem Projekt. Ein klar definierter Rahmen schafft Vertrauen und ermöglicht einen fairen Umgang miteinander. So wird nicht nur der Projekterfolg wahrscheinlicher – alle Beteiligten haben auch mehr Freude am gemeinsamen Arbeiten. Das Ergebnis ist ein transparenter, zielgerichteter Ablauf, bei dem am Ende alle gewinnen.

Mensch und Maschine unterstützt Sie: Nach dem Motto 'Nicht streiten – sondern lieber planen, bauen und betreiben' unterstützen wir Sie im Dschungel der Rechtsvorschriften. Zusammen mit unserem Experten Dr. Till Kemper, von den HFK Rechtsanwälten, einer der bekanntesten und erfahrensten Experten im Bau- und Vergaberecht, versorgen wir Sie mit den wichtigsten Dos und Don’ts für Ihre BIM-Projekte.

Und das Beste: Es bleibt nicht nur beim theoretischen Wissen. In praxisnahen Workshops üben Sie das Gelernte direkt ein und gehen so bestens vorbereitet in Ihre nächsten Vertragsverhandlungen.

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