Viele von uns werden bald Avatare im Metaversum haben und wir werden die besten digitalen Zwillinge bearbeiten können, die es jemals gab. Spinnerei? Science-Fiction? Das dachte ich vor 24 Monaten auch noch. Meine Meinung hat sich um 180° gedreht. Im Folgenden berichte ich, warum.
1. Was ist das Metaversum?
Das Metaversum ist eine virtuelle 3D-Umgebung, in der Benutzer kommunizieren, kollaborieren und interaktiv zusammenarbeiten können. Es bietet Unternehmen eine Plattform, auf der sie Ihr Geschäft durch einzigartige digitale Erfahrungen vorantreiben können. Zum Beispiel kann man chatten, Videokonferenzen abhalten oder gemeinsam an Projekten arbeiten. Aber das Metaversum bietet noch viel mehr. Es wird der neue digitale Spielplatz für Millionen von Privatkonsumenten.
Eine weitere Umschreibung ist, dass das Metaversum kein Ende kennt, keinen Reset und keine Pause. Es läuft unendlich weiter. Es muss also gewährleistet werden, dass es auch unabhängig eines einzelnen Unternehmens Bestand hat, so wie das Internet auch nicht verschwindet, nur weil ein Provider pleitegeht. Das geht aber auch für die eigene Account-Historie, die sich nahtlos fortsetzt.
2. Die Technologie hinter dem Metaversum.
Aktuell kochen verschiedene Hersteller ihre eigenen Süppchen. Nvidia hat mit Omniverse das wohl spannendste Metaversum für den Geschäftskundenbereich in der Entwicklung, wenn es um die Kollaboration an digitalen Zwillingen geht. Bisher gibt es nämlich keine standardisierten Metaversum-Implementierungen. Bestehende Implementierungen beruhen hauptsächlich auf herstellerspezifischer Technologie (Soft- und Hardware). Nvidias Omniverse läuft beispielsweise auf spezieller Hardware von Nvidia.
Das bedeutet, zu einem „globalen“ Metaversum, welches die komplette Welt abdeckt, ist es noch ein weiter Weg. Es wird Hersteller geben, die es durch den Netzwerkeffekt (siehe WhatsApp) schaffen werden, eine kritische Masse an Konsumenten für „ihre“ Metaversen zu gewinnen. Im Privatkundenbereich könnte das Unternehmen Meta (ehemals Facebook) als Gewinner hervorgehen. Übrigens war das aus marketingtechnischer Sicht ein Geniestreich von Herrn Zuckerberg, als er Facebook in Meta umbenannte. Viele Menschen glaube, Meta sei der Erfinder des Metaversums.
Dem ist nicht so.
3. Konkrete Anwendung: Das Metaversum für die Industrie
Im geschäftlichen Bereich hat aktuell Nvidia mit Omniverse die Nase vorn. Siemens hat mit dem Metaversum für die Industrie eine extrem spannende Kollaboration mit Nvidia initiiert. Viele weitere Hersteller setzen ebenfalls auf das Omniverse: BMW, General Motors, Lockheed Martin uvm.
Das Metaversum lässt sich schon heute in konkreten geschäftlichen Anwendungsfällen nutzen. Im B2C-Umfeld wird das Metaversum ein sogenannter „No-Brainer“ werden, weil es so unglaublich viel Potenzial für den Absatz an private Endkunden mit sich bringt.
Interview mit Roland Busch (CEO Siemens) und Jensen Huang (CEO Nvidia):
4. Konkrete Anwendung: Unabhängigkeit vom CAD-Format
Datenaustausch bedeutet normalerweise auch immer Datenverlust. Wer in der Planungswelt an gemeinsamen Projekten arbeitet, versucht deshalb möglichst eine einheitliche CAD-Software zu verwenden (gleicher Hersteller, gleiche Version, gleiches Format). Aber mindestens auf das identische Format einigt man sich. Beispiel: DWG oder RVT (202x)
Nvidia Omniverse ermöglicht es künftig, Schnittstellen in den Hintergrund treten zu lassen und einfach in dem passendsten Tool für die anliegenden Aufgaben zu arbeiten. An dieser Idee arbeiten bereits viele nennenswerten Hersteller inkl. Autodesk, Nemetschek (Graphisoft), Siemens, PTC etc.
Die Omniverse-Plattform basiert auf offenen Standards, einschließlich Universal Scene Description (USD) und Material Definition Language (MDL). USD ist ein leistungsstarkes 3D-Format, Framework und Ökosystem für die Zusammenarbeit, das Beschreiben, Erzeugen und Simulieren von 3D-Szenen und -Welten. Wenn Ihre bevorzugten Branchentools USD unterstützen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, diese mit Omniverse zu verbinden. Die Plug-ins ermöglichen Live-Sync-Zusammenarbeit und Iteration über mehrere Software-Suites hinweg – alles an einem Ort in Omniverse Enterprise.
Die Software übernimmt also sozusagen in Echtzeit die Konvertierung der Daten. Beispiel: Ein Architekt (ArchiCad) tauscht sich mit einem Ingenieur (Revit) und einem 3D-Artist (3dsMax) live im Omniverse aus. Alle drei nutzen einfach ihre Software und Nvidia erledigt die Fleißarbeit im Hintergrund.
5. Der zunehmende Einfluss des Metaversums auf unsere Kultur und Gesellschaft
👉 Gartner prognostiziert, dass bis 2026 25 Prozent der Menschen mindestens eine Stunde pro Tag mit Arbeiten, Einkaufen und mehr im Metaversum verbringen werden, während 30 Prozent der Unternehmen weltweit Produkte und Dienstleistungen im Metaversum anbieten werden. (WOW!)
👉 In einem Bericht über den Metaversum-Markt prognostiziert Verified Market Research, dass der Markt bis 2030 ein Volumen von 825 Mrd. USD erreichen wird; im Vergleich dazu wurde der Metaversum-Markt im Jahr 2020 auf 27 Mrd. USD geschätzt.
👉 Ein Bericht von McKinsey über die Wertschöpfung im Metaversum prognostiziert bis 2030 ein Wachstum auf 5 Billionen Dollar, wobei der E-Commerce mit 2,6 Billionen Dollar die größte Kraft darstellt.
👉 Überdies erwarten 95 Prozent der befragten Führungskräfte, dass sich das Metaversum in den nächsten zehn Jahren positiv auf ihre Branche auswirken wird, so McKinsey; 31 Prozent sagen, dass das Metaversum die Arbeitsweise ihrer Branche verändern wird.
Fazit
Zusammenfassend kann halte ich fest: Dem Metaversum wird nicht ohne Grund eine rosige Zukunft vorausgesagt. Es wird Unternehmen und Kunden in wenigen Jahren sehr, sehr spannende Möglichkeiten bieten. Die beiden Beispiele (3. und 4.) veranschaulichen einige wenige Anwendungsmöglichkeiten. Das Metaversum steht noch am Anfang. Was wird noch kommen?
Weiterführende Links und Quellen:
1.) Gartner: https://www.gartner.com/en/newsroom/press-releases/2022-02-07-gartner-predicts-25-percent-of-people-will-spend-at-least-one-hour-per-day-in-the-metaverse-by-2026
2.) Verified Market Research: https://www.verifiedmarketresearch.com/product/metaverse-market/
3.) McKinsey: https://www.mckinsey.com/business-functions/growth-marketing-and-sales/our-insights/value-creation-in-the-metaverse
4.) Siemens: https://new.siemens.com/global/en/company/insights/what-is-the-industrial-metaverse-and-why-should-i-care.html?linkId=300000004150550
5.) Nvidia Omniverse: https://www.nvidia.com/de-de/omniverse/enterprise/
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